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Welche Bank passt zu "Miss Moneypenny"?

Einblicke in das BILANZ Private-Banking-Rating 2025 – durchgeführt mit Mystery Shopping und wissenschaftlicher Expertise der Universität Zürich.

Wie bewertet man eine Privatbank?

Prof. Thorsten Hens

Die Qualität einer Privatbank ist für externe Beobachter oft schwer zu beurteilen. Umso wichtiger ist ein fundierter, objektiver Bewertungsprozess. Im Rahmen des Private-Banking-Ratings 2025 des Wirtschaftsmagazins BILANZ kam folgendes Verfahren zum Einsatz: Mystery Shopping in Kombination mit einer fachlichen Evaluation durch eine Jury unter der Leitung von Prof. Thorsten Hens, Professor für Finanzmärkte an der Universität Zürich.

Im Zentrum des Mystery Shoppings stand eine reale Testkundin, die sich den Decknamen «Miss Moneypenny» gab. Sie ist  eine wohlhabende 70-Jährige Witwe mit 20 Millionen Franken an liquiden Mitteln. Sie suchte eine Bank, die sie langfristig beim Vermögensaufbau begleitet und gleichzeitig eine jährliche Entnahme von einer Million Franken ermöglicht.

Die Jury bewertete die eingereichten Vorschläge in vier zentralen Kategorien:

  • Anlagestrategie
  • Kostenstruktur
  • Transparenz
  • Umgang mit Risiken

Gesamtsiegerin 2025: Bank von Roll

Im aktuellen Rating ging die Bank von Roll als Gesamtsiegerin hervor. Sie überzeugte mit einem geschlossenen Portfolioansatz, der auf ein ganzheitliches Risikomanagement statt auf segmentierte „Topfmodelle“ setzt. Diese Entscheidung war einstimmig und wurde von Prof. Hens wie folgt kommentiert:

„Didaktische Modelle wie das Topfmodell können hilfreich sein – wissenschaftlich notwendig sind sie jedoch nicht.“ —Thorsten Hens

Ein weiterer Pluspunkt war die bewusste Goldgewichtung von zehn Prozent im Portfolio – höher als im bankeigenen taktischen Modell vorgesehen. Die Jury würdigte diesen konservativen Ansatz als vorausschauend und stabilisierend angesichts aktueller Marktunsicherheiten.

Neben der Investmentstrategie beeindruckte die Bank auch durch ihre Unternehmensstruktur: unabhängig, ohne Kreditvergabe, und mit einer Eigenkapitalquote von über 30 %. Mit rund 30 Mitarbeitenden und einem verwalteten Vermögen von etwa zwei Milliarden Franken fokussiert sie sich auf individuelle Lösungen für vermögende Privatkundinnen und -kunden sowie Family Offices.

Interview mit Prof. Thorsten Hens

Professor Thorsten Hens, Sie forschen im Bereich Financial Economics und im Auftrag der BILANZ beurteilen Sie Privatbanken in der Schweiz. Warum ist ein solches Rating wichtig?

Private-Banking-Dienstleistungen sind schwer vergleichbar. Ein transparentes Bewertungsverfahren schafft Orientierung für Kundinnen und Kunden – und fördert gleichzeitig die Qualitätsentwicklung im Bankensektor.

Was hat sich in den letzten Jahren verändert?

Wir beobachten eine Professionalisierung in der Beratung, aber auch einen stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit und regulatorische Anforderungen.

Wie steht der Schweizer Privatbankenplatz im internationalen Vergleich da?

Die Schweiz ist nach wie vor führend – sowohl in Bezug auf Vermögensverwaltungskompetenz als auch auf Vertrauenswürdigkeit. Aber der Wettbewerb nimmt zu, insbesondere aus Asien und dem angloamerikanischen Raum.

Wie sieht das Private Banking der Zukunft aus?

Digitalisierung, Individualisierung und Nachhaltigkeit werden zentrale Themen bleiben. Gleichzeitig steigt der Anspruch an Transparenz und Risikomanagement – sowohl bei den Banken als auch bei den Kundinnen und Kunden.

Vielen Dank, Professor Thorsten Hens, für Ihre Zeit und Ihre Erkenntnisse!

Für mehr Informationen:

Artikel in der Handelszeitung (Paywall):https://www.handelszeitung.ch/bilanz/long-read/bank-von-roll-siegt-im-private-banking-ranking-815848