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Die Universität und das Institut trauern um Prof. Dr. Ernst Kilgus, Professor Emeritus für Betriebswirtschaftslehre und erster Direktor des Instituts für schweizerisches Bankwesen. Trauerfeier 21. Juni 15:00 Grossmünster.
Am 27. Mai 2019 ist Professor Dr. Ernst Kilgus 87-jährig verstorben. Gut ein halbes Jahrhundert ist seit der Gründung des Instituts für schweizerisches Bankwesen an der Universität Zürich im Herbst 1968 vergangen, dessen Leitung Ernst Kilgus mit seiner Berufung zum Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre, dabei insbesondere Bankwirtschaft, bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1997 anvertraut war. Er ist es, der den Grundstein für eine Entwicklung gelegt hat, die später zum heutigen Institut für Banking und Finance und zugleich einer eigenständige Studienrichtung «Banking & Finance» an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Zürcher Universität führte.
Ernst Kilgus baute das «Bankeninstitut», wie es früher genannt wurde, mit einem kleinen Team von sechs Mitarbeitenden von Grund auf neu auf, und das gleiche trifft für die Implementierung einer bankbetriebswirtschaftlichen Lehre an der Universität Zürich zu. Fachlich war er aber anfänglich auch für Rechnungswesen, Betriebsstatistik und Unternehmensfinanzierung zuständig; eine Breite der gebietsmässigen Ausrichtung, wie sie heute kaum mehr vorstellbar ist. Dabei war Ernst Kilgus stets bestrebt, Forschung und vor allem Lehre in einer Weise zu betreiben, die Theorie und Praxis in fruchtbarer und teils auch interdisziplinärer Weise zusammenführte.
Ausdruck dieses Wirkens waren die regelmässig abgehaltenen bankwirtschaftlichen Tagungen an der Universität Zürich, oft in freundnachbarschaftlicher Kooperation mit der Universität St. Gallen (HSG), aber auch die von Ernst Kilgus begründete Schriftenreihe «Bankwirtschaftliche Forschungen», die weit über hundert Buchbeiträge hervorgebracht hat. Die Nähe zur Praxis äusserte sich schliesslich auch in einer betriebswirtschaftlichen Beraterfunktion bei der Schweizerische Nationalbank. Für alle Beteiligten unvergesslich aber bleibt die überaus motivierende menschliche Ausstrahlung von Ernst Kilgus, wenn er als didaktisch und rhetorisch überaus begnadeter Dozent wirkte.
Der persönliche Beitrag von Ernst Kilgus zur Aus- und Weiterbildung ganz generell und fachspezifisch für den Finanzplatz Schweiz kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. So gründete er vor seiner universitären Berufung zusammen mit zwei Fachkollegen als Rektor der Kantonalen Handelsschule 1964 die Kaderschule Zürich, die zum Vorbild für die spätere Gründung der HWV und schliesslich der Fachhochschulen wurde. Zugleich setzte er sich für die eidgenössische Anerkennung der Wirtschaftsmatur und später an der Universität Zürich für die Aus- und Weiterbildung der Handelslehrer ein.
Ein eigentlicher Markstein war die 1987 erfolgte Gründung der Swiss Banking School, die ohne die energische Initiative von Ernst Kilgus nicht möglich gewesen wäre. Als erster Präsident dieser für den Schweizer Bankenplatz wichtigen Aus- und Weiterbildungsinstitution und auch als Dozent prägte er das Schulungskonzept über lange Jahre hinweg. Um 2005 wurde die Swiss Banking School dann in das heutige Swiss Finance Institut als nationales Kompetenzzentrum in Bank- und Finanzwesen überführt. Am «Bankeninstitut» sorgte Ernst Kilgus für ein Klima des Vertrauens und des Fortschritts, die seinen Mitarbeitenden wertvolle Entfaltungsmöglichkeiten bot. Verschiedene spätere akademische Berufungen früherer Assistierender zeugen von seiner weitsichtigen Förderung der damals jungen Generation.
Wenn das heutige Institut für Banking und Finance mit seinen rund 20 Professorinnen und Professoren und weit über 150 Mitarbeitenden 2018 sein fünzigjähriges Bestehen feiern konnte, ist dies letztlich der 1968 erfolgten Grundsteinlegung durch Ernst Kilgus zu verdanken. Ähnliches trifft für die heutige, auch international erstrangige Positionierung von Lehre, Forschung und Weiterbildung in den Bereichen von Banking, Finance und Corporate Finance zu, wo die Universität einen eigentlichen Spitzenplatz einnehmen darf. In diesem Sinn werden wir Ernst Kilgus ein menschlich und fachlich dankbares Andenken bewahren.
Rudolf Volkart